Heute, am 08. März 2021, feiern wir den Internationalen Frauentag, auch Weltfrauentag
genannt. So wie jedes Jahr seit nunmehr 100 Jahren. Denn vor genau 100 Jahren, 1921,
wurde dieser Tag zu dem Tag erklärt, an dem Frauen überall auf der Welt für mehr Rechte
und Gleichberechtigung und gegen Diskriminierung kämpfen sollten.
Und auch 100 Jahre später noch ist der Tag von großer Bedeutung, denn noch immer
befinden wir uns auf dem Weg zu mehr Gleichberechtigung. Ob privat, wirtschaftlich oder
beruflich - es scheint immer noch viel Ungleichgewicht zu herrschen. Vor allem in
klassischen Männerberufen steht dies immer wieder im Gespräch. Doch wie sieht es
eigentlich in der IT-Branche aus? Herrscht auch hier ein solches Ungleichgewicht oder
handelt es sich um eine von Frauenpower gestärkte Branche, in welcher Diskriminierung
keinerlei Rolle mehr spielt?
Anlässlich des diesjährigen Internationalen Frauentages veröffentlichte eco in
Kooperation mit dem Institut für Innovation und Technik eine Studie zu den „Rahmen- und
Arbeitsbedingungen für Frauen in der Internetwirtschaft“. Das Ergebnis zeigt deutlich,
dass Frauen in der IT-Branche noch immer zu wenig repräsentiert sind. Im internationalen
Vergleich schneidet Deutschland schlecht ab. Nur 16 Prozent der in der IT-Branche
Tätigen sind Frauen. Nicht einmal jede fünfte Frau ist also in der IT-Branche
beschäftigt. Vor allem die USA, aber auch Kanada oder Australien schneiden deutlich
besser ab. In Australien liegt die Quote aktuell sogar bei 28 Prozent. Auch Bulgarien,
Litauen, Rumänien oder die skandinavischen Länder liegen bei mindestens 20 Prozent. Der
Mangel an Frauen zeigt sich jedoch auch schon im Bewerbungsverfahren, denn lediglich 10
bis 20 Prozent der Bewerber für Berufe in der IT-Branche sind weiblich. Und auch
hinsichtlich der Gründung von innovativen Start-ups mit digitalen Geschäftsmodellen sind
nur 15,7 Prozent Frauen beteiligt. Darüber hinaus sind Frauen auch aus finanzieller
Sicht im Nachteil. In der deutschen Internetbranche tätige Frauen verdienen im Schnitt
ganze 25 Prozent weniger als ihre männlichen Kollegen. Das Ungleichgewicht zeigt sich
also auch in der IT-Branche deutlich.
Experten sehen die Verantwortung hierfür in alten Rollenbildern und einer fehlenden
Frühförderung an Schulen, um die Begeisterung für die Digitalisierung bei Mädchen zu
fördern. Dies zeigt sich auch im Studium. Im Schnitt sind nur 20 Prozent der in
Deutschland IT-Studierenden weiblich. Ein weiterer hierfür verantwortlicher Faktor solle
auch in den sich noch immer haltenden Vorurteilen liegen, Technik sei nicht für Mädchen
geeignet. Durch diese geschlechtstypischen Klischees, Mädchen seien in Sprachen oder
Kommunikation besser als in IT oder Mathematik, verfestigt sich dieses Bild schon bei
jungen Mädchen, sodass diese den Spaß und ihr Interesse für entsprechende Fächer und
Berufsfelder verlieren.
Engagement innerhalb der gesamten Gesellschaft, jedoch insbesondere bei Unternehmen und
in der Politik, ist also gefordert, um die Frauenquote in der Internetbranche zu erhöhen
und die Bedingungen zu verbessern. Die Studie der eco macht daher nun konkrete
Vorschläge für Arbeitgeber und Politik.
Die Digitalbranche boomt. Täglich gibt es neue Jobs und Geschäftsmodelle, welche viele
neue Arbeitsplätze hergeben, sodass Unternehmen dringlichst nach Fachkräften mit
digitalem Fachwissen suchen. Auf weibliche Fach- und Führungskräfte zu verzichten ist
also gar nicht mehr denkbar. Und besonders in solch einer von Männern dominierten
Branche wird der Ruf nach weiblichem Zuwachs im Kollegium derzeit immer lauter.
Und das ist gut so. Denn gemischte Teams bringen nachweislich einige Vorteile mit sich.
Sie fördern die Innovationskraft, steigern die Qualität und Leistung und zeichnen sich
somit auch finanziell positiv aus.
Um das Ungleichgewicht also schon am Kern anzupacken, müssten Bildungsangebote und
Initiativen politisch verwirklicht werden, welche bereits Mädchen und junge Frauen für
Digitalisierung und IT begeistern und ihnen aufzeigen, dass sie in dieser Branche sehr
wohl erwünscht sind.
In der Personalgewinnung müsste dies dann fortgesetzt werden. Unternehmen, welche
Bewerberinnen für sich gewinnen wollen, müssten diese entsprechend schon im
Bewerbungsverfahren konkret ansprechen. Vorteile, wie beispielsweise die Vereinbarkeit
von Familie und Beruf, welche in der IT-Branche oftmals gegeben sind, sollten deutlich
kommuniziert werden.
Grundlegend wäre zudem nötig, den Ruf der IT-Branche, von Männern dominiert zu sein,
umzuwerfen. Dies sei möglich, indem man Mitarbeiterinnen mehr in die Außendarstellung
des Unternehmens einbindet, sie also beispielsweise als Referentin bei Messen oder
anderen Veranstaltungen einsetzt. So wird nach außen das Interesse an mehr Frauenpower
in der IT-Branche signalisiert.
Eine weitere, politisch zu verwirklichende Aufgabe wäre, Gründerinnen stärker zu
fördern. Weibliche Netzwerke sollen gestärkt, spezielle Mentoren-Programme angeboten und
Diversity-Trainings für Führungskräfte und Vorgesetzte, in welchen Diversität im Team
bewusst gefördert wird, eingeführt werden.
Um Frauen auch hinsichtlich der Gründung eines IT-Unternehmens zu stärken und sie zu
ermutigen, könnten Wettbewerbe für Gründerinnen eingeführt oder Coachingangebote
bereitgestellt werden. Allerdings sollte schon grundsätzlich mehr über Female
Entrepreneurships, also die Gründung von Unternehmen durch Frauen, berichtet und
informiert werden, um Frauen ihr Potenzial bewusst zu machen und sie zu stärken.
Der Internationale Frauentag weist uns eindeutig darauf hin, dass wir noch längst nicht
am Ziel angelangt sind und Diskriminierung nach wie vor eine Rolle spielt, auch in der
IT-Branche. Aber er zeigt uns auch, dass sich der Kampf für mehr Gleichberechtigung und
ein selbstbestimmtes Leben lohnt, ganz gleich ob im Beruf oder im privaten Raum. Wir
wünschen uns, dass mehr Frauen sich ermutigt fühlen, ihren beruflichen Wünschen
nachzugehen. Wir wünschen uns mehr Frauenpower in der IT-Branche!
Quellen:
eco,
Deutschlandfunk,
FAZ,
NDR